SEN Position zu KI
Die Arbeitsgruppe Kommunikation&Digitalisierung der SEN Bayern erarbeitete ein Positionspapier zum Thema KI Künstliche Intelligenz - oder besser "künftige Informatik" - und betonte, trotz erkennbarer Risiken, die Aufgeschlossenheit für das Thema und die Erwartungen an die Schaffung von Hilfen im Alltag älterer Menschen und der Medizin. Das vollständige Papier findet man hier:
Senioren-Union der CSU
20.3.2024
Positionspapier der Senioren-Union der CSU
Bedeutung der Künstlichen Intelligenz für die älteren Menschen – Chancen, Risiken und Gefahren
Vorbemerkung
- Nachdem Anwendungen, die auch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) beinhalten, eine immer größere Rolle im Leben aller Menschen spielen, bezieht die Senioren-Union der CSU eine eindeutige Position in Bezug auf die ältere Generation, die in diesem Dokument zusammengefasst ist.
- In diesem Positionspapier sind die zahlreichen Anmerkungen und Anregungen enthalten, die im Herbst und Winter 2023 von Kreisverbänden der Senioren-Union erarbeitet wurden. Die SEN Arbeitsgruppe Kommunikation und Digitalisierung hat diese Zuarbeiten in die vorliegende Fassung des Positionspapiers eingearbeitet.
- Kaum ein Thema entwickelt sich so dynamisch wie der Einsatz von KI. Daher ist das Positionspapier eine Bestandsaufnahme im März 2024, die in kurzen Abständen überprüft und aktualisiert werden sollte.
Inhaltliche Einordnung: Anwendungen der Künstlicher Intelligenz in der Erprobung
Künstliche Intelligenz (KI) ist die Fähigkeit des Programms einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren. Sie ermöglicht es technischen Systemen, ihre Umwelt wahrzunehmen, mit dem Wahrgenommenen umzugehen und Probleme zu lösen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. KI-Systeme sind in der Lage, ihr Handeln anzupassen, indem sie die Folgen früherer Aktionen analysieren und autonom arbeiten. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) beruht auf verschiedenen technologischen Entwicklungen, so Maschinelles Lernen, Neuronale Netze, gesteigerte Computerleistungen, Internet der Dinge.
Diese technologischen Entwicklungen haben es möglich gemacht, KI-Systeme in vielen Bereichen einzusetzen, in der Wissenschaft und in der Wirtschaft, aber auch im Alltag jedes Menschen. Es gibt viele Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI), die bereits serienreif für die Anwendung sind, beispielsweise Sprachassistenten, automatisierte Übersetzung, Bilderkennung, personalisierte Empfehlungen. Insgesamt überwiegen heute erst Prototypen oder erste Anwendungsideen, die noch nicht in der Breite zum Einsatz kommen.
Bedeutung der KI für ältere Menschen:
vielfältige Unterstützung schafft neue Perspektiven
Künstliche Intelligenz (KI) kann für ältere Menschen im täglichen Leben in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden und dabei helfen, dass sie länger selbstständig leben können.
- Unterstützung im täglichen Leben: Intelligente Assistenten und Roboter können älteren Menschen helfen, z.B. durch das Erinnern an Medikamente, Terminplanung oder das Einrichten von smarten Geräten in ihrem Zuhause.
- Soziale Interaktion: KI-basierte Technologien wie Videokonferenzen oder virtuelle Realität können ältere Menschen unterstützen, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten, auch wenn sie physisch nicht in der Lage sind, das Haus zu verlassen
- Mobilität: Selbstfahrende Autos oder andere autonom fahrende Fahrzeuge können in Zukunft älteren Menschen mehr Mobilität und Unabhängigkeit ermöglichen
- Gesundheitsüberwachung und Telemedizin zu Hause
- Bildung und Schulungen, darunter altersspezifische Angebote wie Gehirntraining, Information, Wissenserweiterung und persönliches Lernen.
KI unterstützt personalisierte Medizin und Forschung
Im medizinischen Bereich kann KI kann unterstützen:
- In der Forschung und Entwicklung hilft Künstliche Intelligenz sowohl bei neuen Medikamenten, der Impfstoffentwicklung als auch bei diagnostischen Verfahren.
- KI erlaubt personalisierter Medizin, so bei der Diagnose von Krankheiten und der Erstellung von personalisierten Behandlungsplänen.
KI in der Medizin erfordert sowohl Innovationsoffenheit als auch konsequente Orientierung am Patientenwohl. Patientinnen und Patienten müssen über alle entscheidungsrelevanten Umstände ihrer Behandlung vorab informiert werden. Mit umfassender Kommunikation muss über die Rolle genutzter KI informiert werden, damit einem drohenden Gefühl der zunehmenden Verobjektivierung aktiv entgegengewirkt wird und das Vertrauensverhältnis zwischen den beteiligten Personen bestehen bleiben kann.
Risiken und Gefahren der Künstlichen Intelligenz erfordern Maßnahmen
Bei der Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen muss strikt darauf geachtet werden, dass sie benutzerfreundlich und einfach zu bedienen sind, um speziell ältere Menschen nicht zu überfordern. Der barrierefreie Zugang ist bei komplexen Verfahren besonders wichtig.
Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) birgt auch Risiken und Gefahren in den Bereichen:
- Datenschutz (Sammlung, Speicherung und Verarbeitung personenbezogener Daten)
- Diskriminierung (KI-Systeme können aufgrund von Verzerrungen in den Trainingsdaten diskriminierende Ergebnisse liefern)
- ungeklärte Haftungsfragen
- mangelnde Unterscheidungsmöglichkeiten von realen und von KI generierten Inhalten (Texte, Bilder)
- Sicherheitsrisiken (Cyber-Angriffe)
- Autonomie (Autonom Entscheidungen ohne menschliche Aufsicht oder Kontrolle können zu Fehlern führen)
- Ethik (Kern-Frage ist, wer ist für Entscheidungen von KI-Systemen verantwortlich ist und wer für die Folgen haftet)
Untersucht werden muss auch, inwieweit KI-gestützte Pflegetools den direkten menschlichen Kontakt ersetzen können, ohne gleichzeitig das Thema Einsamkeit mit all seinen negativen Folgen zu verstärken.
Die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen, auch mit Risiken und Gefahren der KI, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wichtige Instanzen, beispielsweis die Kirchen, sollten ihre Einschätzungen formulieren und fortschreiben.
Erforderliche Maßnahmen zur Risikominimierung sind
- Implementierung von Datenschutzmaßnahmen
- Schaffung eines rechtlichen Rahmens für die Einsatz von KI-Lösungen
- Förderung von Ethik- und Transparenzstandards bei der Entwicklung von KI-Systemen
- Einhaltung von Sicherheitsprotokollen, um die Sicherheit von KI-Systemen zu gewährleisten.
Position der Senioren-Union der CSU:
Erwartungsvolle Grundhaltung, differenzierte Betrachtung, Förderung der Nutzung
Wie im gesamten Bereich der Digitalisierung ist bei den Lösungen mit KI eine konstruktiv-kritische und differenzierte Betrachtung notwendig:
- Die KI bietet viele Ansätze, das Leben gerade älterer Menschen zu unterstützen. Viele potenziell für ältere Menschen nützliche Ideen müssen zu serienreifen, verlässlichen und bezahlbaren Lösungen weiterentwickelt werden.
- Die Senioren-Union steht Lösungen mit Unterstützung von KI positiv gegenüber. Die für die ältere Generation relevanten Entwicklungen von Lösungen mit KI verfolgt die Senioren-Union aufmerksam und erwartungsvoll - KI-Anwendungen für ältere Menschen können in vielen Lebensbereichen neue Perspektiven schaffen.
- Wie bei der Digitalisierung, so muss auch beim Einsatz Künstlicher Intelligenz der Nutzen für den Einzelnen und die Gesellschaft der Maßstab sein.
- Der Zugang und die Bedienung von KI-Systemen dürfen die Benutzer nicht überfordern. Andererseits sind alle, auch ältere Menschen aufgefordert, sich im konkreten Anwendungsfall einer Unterstützung durch KI die erforderlichen Kenntnisse anzueignen.
- Die Rahmenbedingungen für den KI-Einsatz müssen parallel zu den Anwendungen mit Nachdruck entwickelt werden: Sicherheitsprotokolle, Datenschutz und Ethikstandards. In der Medizin muss die Grundlage für die Anwendung der KI das Gesundheitsdatenschutzgesetz sein.
Die Senioren-Union der CSU begrüßt die Erforschung und Nutzung der Künstlichen Intelligenz, vor allem die Anwendungen der KI, die ältere Menschen unterstützen und dabei neue Perspektiven schaffen.
Das Wohl und die Selbstbestimmung des einzelnen Menschen haben dabei immer Vorrang vor technischen Lösungen.